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Grusswort, 11.05.2013 img_4976-b
                                                                                                                             

„Gnade der begrenzten Mittel“
D.Ritzenhofen, Kastellan auf Burg Eltz bei einer Führung

Das Rathaus von Moselkern liegt in unmittelbarer Nähe der Kirche und des Pfarrhauses. Dies symbolisiert sehr schön die Notwendigkeit der guten Zusammenarbeit zwischen Zivilgemeinde und Kirche seit der Errichtung des Bauwerkes zum Wohle der Dorfbewohner.
Der Eingang grüßt beim Betreten durch eine schlichte aber massive Umrahmung der Holztüre aus rotem Sandstein. Dieser Stein stammt wahrscheinlich aus dem Raum Trier und zeigt die besonders hervorgehobene Bedeutung des Bauwerks für die einstigen Erbauer. Nicht Repräsentation sondern Zweckmäßigkeit und sicher auch die Verteidigung des Gebäudes standen beim Bau des Hauses im Vordergrund.
Viele Jahre in der Geschichte des Gebäudes aus dem Jahre 1535 sind und bleiben für uns im Dunkeln. Größe und handwerkliche Ausführung der Bauarbeiten lassen vermuten, dass dieses Gebäude für das Leben der Bevölkerung von Moselkern notwendig war. Die Tatsache, dass der Fachwerkbau auf massiven Grundmauern bis heute erhalten und in seiner Schönheit ein attraktiver Anziehungspunkt im Dorf ist, beweist die hohe Wertschätzung der Menschen in Moselkern für das Haus über Jahrhunderte.
Die architektonische und handwerkliche Ausführung der Arbeiten sind bewundernswert. Verwendung fanden Bruchsteine und Mörtel, die vor Ort gewonnen wurden. Das Holz stammt wahrscheinlich aus dem ortsnahen Niederwald. Einige Holzbalken im Rathaus lassen durch Einkerbungen und Bohrungen erkennen, dass sie zuvor schon einmal eine andere Verwendung gefunden hatten. Dies zeigt, wie begrenzt die Mittel der Erbauer auf der einen Seite waren und auch, wie wichtig das Gebäude für die Nutzer vor Jahrhunderten gewesen ist. Die Begrenztheit der Baumaterialien und die Verwendung von Baustoffen aus der Region sind die Grundlagen für Charakter und Schönheit der Architektur.
Der Eingangsbereich des Hauses liegt im Jahre 2013 deutlich über der heutigen Höhe der Oberstraße. Wahrscheinlich hat das Rathaus von Moselkern die häufige Zerstörung des Ortes ohne große Schäden in seiner ursprünglichen Form überstanden. Unebenheiten im Steinboden im Erdgeschoss sind vermutlich die Folgen von Mosel-Hochwasser.
Vor ca. 40 Jahren wurde das Fachwerk des Gebäudes aufwändig renoviert. Leider wurde eine nicht atmungsaktive Farbe auf die Außenfläche der Holzbalken aufgetragen und hat diese versiegelt. Niederschlagswasser floss an beiden Fassaden hinab und drang in die Ritzen des Fachwerks ein. Die gravierenden Folgen sind faule Stellen an vielen statisch wichtigen Holzteilen.
2013 steht die Bevölkerung von Moselkern vor der großen Herausforderung, die Schadstellen an den Holzbalken zu reparieren und beide Fassaden des Rathauses zu renovieren. Wie wohl sehr häufig in der Geschichte dieses bedeutenden Fachwerkgebäudes sind die Kassen der Zivilgemeinde sehr strapaziert. Nicht die handwerklichen Anforderungen und das technische Können sondern die Finanzierung der Baumaßnahme stellt die große Herausforderung dar.
Wahrscheinlich waren die Meinungen der kommunalpolitisch Verantwortlichen in Moselkern immer sehr vielfältig, was die Nutzung und den Erhalt des Gebäudes anging.
Es bleibt zu hoffen, dass der jetzige Sturm wie viele andere an dem Gebäude vorbeizieht, und eine Renovierung wie so oft zuvor erfolgreich durchgeführt werden kann.
Durch seine Architektur und kleinräumige Aufteilung bedarf das Rathaus von Moselkern einer sehr sensiblen Nutzung, die den Erhalt sichert und Schäden fernhält.
Den Menschen in Moselkern, vielen Freunden und Förderer des Fachwerkbaus, die sich um den Erhalt und die Weiterentwicklung des historischen Rathauses bemühen, gilt der besondere Dank, aber auch den vielen Touristen, die bewundernd vor der Fassade stehen und die Schönheit des Gebäudes bewundern.

Wolfgang Kratz
Ortsbürgermeister im Jahre 2013

 

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